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Indianer

Die Ureinwohner Amazoniens

Indianer, der Begriff hat sich seit der Entdeckung der Neuen Welt duch Columbus in den Köpfen festgesetzt, denn man hatte ja angenommen, Indien entdeckt zu haben. Bis heute hat sich auch in Amazonien daran nichts geändert, man spricht von Indios oder indigenen Völkern. Sie sind, wenn man so will, die "wahren" Brasilianer. Amtlich handelt es sich um "Die indigene Urbevölkerung".

                                      

 Wissenschaftler streiten bis heute darum, ob der amerikanische Kontinent von Norden über das Eis oder von Süden über das Meer zuerst besiedelt wurde. Die ersten nach Europa überlieferten Aufzeichnungen stammen von den Seefahrern um Christoph Kolumbus (portugiesisch: Cristóvão Colombo). Es wird heute für möglich gehalten, dass bereits andere kühne Seefahrer den Weg nach Amerika fanden, diesen jedoch nicht dokumentierten oder die Schriften verloren gingen.

                         Idealisierte Darstellung von Idios um 1500

Die Geschichte der Einwohner Amazoniens reicht also viele tausend Jahre zurück. Die einst auf fünf Millionen geschätzte Urbevölkerung Brasiliens zählt heute nur noch etwa 440.000 Menschen, die ca. 220 ethnischen Gruppen angehören, in denen 180 verschiedene Sprachen gesprochen werden. Die Indio-Gebiete machen mit etwa einer Million Quadratkilometern etwa 12,5 Prozent des brasilianischen Staatsgebietes aus, also fast dreimal so groß wie Deutschland. 

                       Alltag der frühen Indios, im Hintergrund am Zaun Schädel toter Feinde

Im historischen Museum von Belèm-PA werden über 6000 Jahre alte Funde von Keramiken aufbewahrt, die in ihrer Ausführung denen aus dem alten Ägypten kaum nachstehen. Der Rio Amazonas war zu dieser Zeit viel dichter als heute besiedelt, ohne das Metropolen wie Manaus existierten.

                             Indios zur Sklavenarbeit gezwungen, um 1540

Seit ihrer Entdeckung durch die Europäer erfuhren diese Menschen viel Leid und Unverständnis, jedoch sollte man aus heutiger Sicht ein wenig relativieren:

Brasilien wurde von Europäern vor über 500 Jahren, im Jahre 1500 durch Pedro Alvares Cabral entdeckt. Nach Amazonas kamen die ersten Weissen 1542.

                              Route Cabral´s

Damals hatte man eine vollkommen andere Sicht auf die Welt. In Europa wurden Menschen verbrannt, weil man sie an ihrer Haarfarbe als Hexen zu erkennen glaubte, zahlreiche Kriege brachten Elend und Tod. Ein Menschenleben galt nicht viel und die Könige wurden maßlos im Streben nach Macht.

                   Ankunft der Weissen Eroberer

Und die Indianer Brasiliens? Auch sie waren vielfach in sich zerstritten, es gab uralte Fehden zwischen den Stämmen, nur aus Anlass eines kommenden Frühjahrs wurden die jeweiligen Feinde überfallen und aus heutiger Sicht bestialisch ermordet. Morde waren teilweise Bestandteil selbstverständlicher Riten, Kanibalismus war kein Tabu.

                          Indios kochen menschliche Körperteile, Darstellung um 1500

Einzelne Tribus - so nennt man die Hauptstämme - bildeten Allianzen gegen wieder andere. Nomadisierende Stämme griffen seßhafte an, einige wie die Chavantes blieben bis in die 1950 iger Jahre von Siedlern gefürchtet und galten als unbefriedet.

                            Halbzivilisierte Indios um 1900

Unbestritten ist: Es waren die Europäer, die nach Brasilien kamen und dort die Indianer systematisch ihres Landes und ihrer Kultur beraubten. Dies war natürlich vorallem dem technischen Vorteil der Eroberer zu verdanken. Mit ihren modernen Flotten und einer für die Ureinwohner Brasiliens völlig unbekannten Kriegsausrüstung fielen die Invasoren Stück für Stück in der Neuen Welt ein. Dem hatten die Indianer nur wenig entgegenzusetzen.

                       Indios in Parintins um 1910

Vielen Stämmen galten die Weißen zu Anfang als Sendboten ihrer Götter. In der Mentalität der Ankömmlinge waren sie "Halbtiere von unglaublicher Freundlichkeit", wie alte Schriften beschreiben. So konnten sie leicht getäuscht werden. Gezielt nutzten die verschiedenen Europäer die Feindschaften der Stämme untereinander für ihre eigenen Zwecke aus. Während der Rivlitätskämpfe zwischen Franzosen, Holländern, Portugiesen und Spaniern um die Vorherrschaft in "Terra de Vera Cruz"(Land des wahrhaften Kreuzes), wie Brasilien damals hieß, bediente man sich auch der jeweils verbündeten Stämme.

                        Maloca , Foto von 1867

Der Mißbrauch der Religion tat ein Übriges. So war es u.a. eine beliebte Methode der Portugiesen, Kreuze in den Tribus aufzustellen, auf deren Beschädigung die Todesstrafe stand. Durch klimatische Einflüsse verfaulten diese Holzkreuze natürlich sehr schnell und fielen um. Dies brachte vielen Indios den Tod, da sie von den Portugiesen als Gotteslästerer beschuldigt wurden. Deutsche Jesuiten versuchten den Indianern zu helfen wo sie konnten, ohne dabei übermäßig zu missionieren. Sie schleppten aber dafür unwissentlich für Indios tödliche Krankheiten ins Land.

                                    

Mit der zunehmenden Entwicklung des Landes wurden die Indianer immer weiter zurückgedrängt. Dort, wo teilweise vor nur 50 Jahren noch wilde Stämme lebten, sind bis heute moderne Städte und riesige Fazendas entstanden. Viele Indios haben aus eigenem Willen, zugunsten der Moderne ihr Stammesleben aufgegeben, ganze Tribus haben sich zerstreut oder sind ausgestorben.

                             

Andere leben in Schutzgebieten und erhalten mehr Unterstützung wie vergleichbare "andere" Brasilianer. In Roraíma erhalten Indianer eine Art Kindergeld in einer solchen Höhe, dass sich die Bestellung ihrer Felder nicht mehr lohnt und die Leute alles Notwendige in Boa Vista kaufen.

Wer diese Fakten kennt, wird nicht mehr ohne die Situation vor Ort zu kennen, blind an  Hilfsorganisationen Spendengelder schicken. Besonders von Ausländern falsch verstandene Hilfsbereitschaft (oft nur um das eigene Gewissen zu beruhigen) kann die Spannungen vor Ort nur noch verschärfen. Hilfe benötigen alle armen Menschen dieser Welt, unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft. 

                            Langhaus - Maloca

Durch "Zwei-Klassen-Unterstützung" ergeben sich neue Konflikte. In den Städten taucht das Wort "Indio" besonders unter Autofahrern als Schimpfwort für falsches Verhalten auf.

Die indigenen Bürger in Französisch Guiana erhalten ihre Sozialhilfe aus Paris und tauschen das Geld im Nachbarland Brasilien um oder tätigen großzügige Geschäfte.

                          Anfertigung von Blasrohren zum Verkauf an Touristen

Es gilt jedoch einen gemeinsamen Weg zu finden. Den seit Generationen in Brasilien lebenden Nachkommen ehemaliger Einwanderer kann man genausowenig die Greuel ihrer Vorfahren vorwerfen wie man z.B. einen Franzosen heute noch für Napoleon oder einen Türken für die Belagerung Wiens verantwortlich machen kann.

Gleichfalls gilt es die Ureinwohner am Reichtum des Landes angemessen teilhaben zu lassen. Dabei hilft vorallem Ausbildung.

                                         Federschmuck im Versammlungshaus (Maloca)

Heute ist für die Belange der Indianer der FUNAI (Fundação Nacional do Índio) zuständig, hervorgegangen aus dem Indianerschutzdienst SPI. Die Indianerschutzgebiete sind selbstverwaltet und nicht vergleichbar mit den Reservaten in den USA. Jedoch gibt es auch hier in Brasilien große Unterschiede. Einige Gebiete umfassen alte Stammesterritorien von der Größe der Schweiz, während andere neu vermessen und bestimmt wurden. Schulen in denen auch die alten Stammessprachen unterrichtet werden wurden genauso geschaffen wie mobile Internet-Terminals. 

 Hier haben die Werbestrategen von Google ein tolles Betätigungsfeld gefunden: Nachdem ein Stammesoberhaupt schon von Brasilien aus werbewirksam gestartet ist und sein Name Almir Narayamoga Surui im Internet  mit Hilfe von Google bekannt wurde. Er lebt jedoch nicht, wie oft glauben gemacht wird in Amazonas sondern mit rund 1300 Leuten vom Volk der Surui auf Stammesland von 2428 Quadratkilometern im Bundesstaat  Rondônia. 

 In den letzen Jahren war Almir dann ein gefragter Gast in der halben Welt und man hat mit seiner blossen Anwesenheit sein grünes Image aufpoliert. Und man hat dem Mann eingeredet, dass er aus seinem Land mit Emissionshandel 120 Millionen USD herausholen könne. Er hat sein Volk doch tatsächlich von Investmentbankern beraten lassen - wurden hier nicht Böcke zu Gärtnern gemacht?

Und er - ganz Geschäftsmann - hat einem arabischen Scheich angeboten, mitten in der Wüste einen tropischen Regenwald anzulegen. 15 Millionen Dollar wollte er dafür - vom Klimaschutz angesichts der notwendigen Wassermengen und der Energie war hierbei natürlich keine Rede.

 Das sein Volk Bäume pflanzt und einige Angehörige seines Volkes studieren ist heute nichts Besonderes mehr. Die meisten jungen Brasilianer haben erkannt, dass Bildung der Schlüssel vorallem zu materiellem Wohlstand ist. Und der Staat bietet ihnen heute die Möglichkeiten dazu.

Und der Staat ist es auch, der mittels moderner Satelitentechnologie die Regenwälder überwacht - und dieses in Echtzeit. Google hat hier natürlich sein Produkt google earth mit veralteteten Bildern grün vermarktet - und Almir Surui glaubte daran. 

 

 

                                          

Im Jahre 2007 wurden von der brasilianischen Regierung für die Indianer ca. 710.000 ha neues Land ausgewiesen und zu Schutzgebieten erklärt. Davon entfallen auf Amazonas:

Barro Alto – 1.964 ha im Amtsbezirk Tocantins für 90 Personen vom Stamm der Cocama und in Prosperidade – 4.806 ha für 120 Personen vom Tribu der Cocama, sowie Santa Cruz da Nova Aliança – 5.759 ha für 241 Personen, ebenfalls vom Tribu Cocama.

Dazu bezirksübergreifend: Mapari – 157.416 ha in den Bezirken Japurá, Tocantins und Fonte Boa für 93 Personen vom Stamm der Caixana.

Weiterhin: Lago do Correio – 12.369 Hektar im Bezirk Santo Antonio do Iça, für 45 Tikuna und Kokama - Indianer.

                      Bildung heisst der Weg zum Fortschritt

Dem Fremden, also auch dem Touristen, ist das Betreten der Schutzgebiete grundsätzlich verboten. Von Seiten der Indianer kann man sich auch heute noch einen giftigen Pfeil bei Verstößen einfangen, sie rufen über ihr Satelitentelefon die FUNAI oder das Militär. Ein aus Presse und Film bekannter deutscher Abenteurer musste diese Erfahrungen bereits machen. Er hatte sich selbst zum Freund der Indianer ernannt und bezahlte dafür mit einiger Zeit in brasilianischen Gefängnissen.

Ohne schriftliche Genehmigung der FUNAI ist das Betreten der Indianergebiete verboten, aber auch mit einem solchen Papier verweigern die Bewohner oft den Zutritt. Indios von heute suchen sich ihre Freunde wie in alter Zeit selbst aus. Mag die Neugier noch so groß sein, man muss hier akzeptieren, nicht immer willkommen zu sein, auch wenn man es aus der eigenen Sicht gut meint.

                              

Es zeugt von erneuter trauriger Überheblichkeit vorallem von Europäern, dass sie den Indianern von heute wieder ihre Lebensweise vorschreiben möchten. Nur diesmal unter dem Deckmantel von Ökologie und natürlichem Leben. So sollen die Indios am besten ihr Leben von vor tausenden Jahren weiterleben.

Aber auch diese Menschen wünschen sich all die Dinge unseres Wohlstandes, denn sie sind genauso gut oder schlecht wie wir "Nicht-Indianer"! Eben ganz normale Menschen. Sie haben einen Anspruch auf moderne Medizin, auf Bildung, Arbeit und Reisen. Warum sollen sie für uns ewig ein Museum spielen, am Liebsten auf Touren von Reiseveranstaltern begafft wie Tiere im Zoo, als Darsteller in primitiven TV-Shows der einschlägigen Privatsender oder vielleicht als Kulisse für ein "Zurück-zur-Natur-Camp" , voll mit zivilisationsmüden Europäern, Paulistas, Amerikanern ...

                    Indianerin bei Miss Brasil Wahl

Viele Stämme erkennen jedoch den Wert ihrer eigenen Kultur auch selbst, besonders den Sinn alter Heilverfahren, die unglaubliche soziale Stärke, welche aus dem Zusammenhalt des Tribus entsteht. Was kann einem freien Volk der heutige Zustand der Zivilisation bieten? Das Elend der Favelas ? Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Finanzkrisen, hervorgerufen durch die Gier der Banker, Immobilienwucher, Facebook, Prostituion, Patchwork-Familien? Die westliche Werteordnung hat den Indios bereits ihre Schatten vermittlet.

                          Xingu-Indianer

All dies haben viele Indianer erfahren und besinnen sich zurück. Sie leben den bewussten Umgang mit den Segnungen der Moderne in Verbindung mit ihren alten Traditionen. Und sie verbitten sich Fremdbestimmung jeder Art. Es gibt auch heute noch Gruppen, die weit abgeschieden in den Tiefen der unendlichen Wälder Amazoniens ihr Leben unverändert und ursprünglich gestalten. Die Tribu-Führer haben sogar eigene Laboranten ausgebildet, die vor Ort Blutproben analysieren und so Malaria und andere Krankheiten frühzeitig feststellen können.

                                   Xingu-Indianer

Innerhalb der Tribus spielen Heiler -sog. Medizinmänner-, (aus Nordamerika auch als Schamanen bekannt) immer noch eine wichtige Rolle. Sie haben ihr Wissen über die Jahrhunderte gemehrt. Vielfach wurden sogar Selbstversuche gemacht, um Heilverfahren zu testen. Wenn ihre Kunst nichts mehr auszurichten vermag, so leisten sie dem Kranken seelischen Beistand, lindern den Stress und geben Begleitung in einen Tod ohne Angst.

                              

Allein Stressabbau führt durch die Beruhigung des Kreislaufs in vielen Fällen, z.B. bei Schlangenbiss mit nur minderer Gifteinwirkung, zu einer Besserung und Heilung des Patienten. So stellen sie heute vorallem ein wichtiges Bindeglied zur modernen Medizin her und ersetzen mit ihren Mitteln vielfach chemische Präperate.

                                    

Über Jahrzehnte hat QUININ, eine aus der Rinde des Cinchona-Baumes gewonnene Medizin in aller Welt Millionen an Malaria erkrankten Menschen geholfen.

Südamerikanische Indianer tauchten ihre Pfeilspitzen in CURARE. Das Gift dient aber, richtig dosiert, der Gewinnung von d-Tubocurarin und anderen Alkaloiden zur Behandlung von Sklerose und der Parkinsonschen Krankheit. Es ist überdies ein wesentlicher Bestandteil von Anästhetika.

Die Heiler der Tribus behalten jedoch traditionell ihr Wissen meist im Kopf und geben es mündlich an ihre Nachfolger weiter. Es existieren daher kaum Aufzeichnungen, auch wenn es sich Heilpraktiker in aller Welt anders wünschen. Der Rat und die Visionen der Medizinmänner sind ein wichtiger Bestandteil des religiösen Stammeslebens. So bestimmen sie den richtigen Zeitpunkt für Jagd, Aussaat, Ernte, Feste und die Austragung von Konflikten.

                              

Der Bundesstaat Amazonas hat 2007 erstmals 40 Indios zu einem kostenlosen Medizinstudium an der Universität von Havanna/Kuba geschickt. Das dabei auch politisches Kalkül eine Rolle spielt, liegt sicher auf der Hand, jedoch werden die Rückkehrer ihren Tribus von großem Nutzen sein.

Der Staat bedient sich moderner Satelitenaufklärung, um neue Tribus zu entdecken und die Schutzgebiete in Echtzeit zu kontrollieren. So kann auf einfache Art und ohne die Stämme zu belästigen festgestellt werden, ob Siedler neue Hütten in den Indianergebieten errichten, illegal Holz geschlagen wird oder sonst Fremde unerlaubt eingedrungen sind.

                                          Carajáo Indianerin, Tocantins

Heute sind  alle Indio-Völker die es wünschten über Satelliten- Anschluss mit dem Internet verbunden, der Strom hierfür wird hauptsächlich aus Solaranlagen gewonnen.

Das Projekt sorgt u.a. dafür, dass Rechtshinweise und andere wichtige Informationen zu allen indigenen Stämmen gelangen. Gesundheitsinformationen sollen zudem die hohen Kindersterblichkeitsraten zurückgehen lassen. Der Jugend gefallen natürlich vorallem Youtube und Co.

Hier der Zugang zu zwei indianischen Websites:

http://www.indiosonline.org.br

http://www.yawanawa.com/350

Um auf einfache Art das Leben heutiger Indianer kennenzulernen, empfehlen wir einen Besuch bei den Tucanos, unweit von Manaus. Diese Indianer kann man ohne Probleme und ohne Extra-Genehmigung besuchen. Sie bewohnen ein Steilufer am Rio Negro und heißen Besucher herzlich willkommen. (Praia do Tupé)

Der Stamm hat sich mit anderen zusammengetan und regelrecht Verträge mit Hotels und Reiseagenturen geschlossen.

                                     Bei den Tucanos am Praia do Tupé

Sie tanzen ihre Rituale für Touristen und verkaufen Besuchern ihre Kunstgegenstände. Man kann bei ihnen ein typisches Längs-Versammlungshaus besichtigen und bei der Fertigung von Kunst - und Alltagsgegenständen zuschauen. Aber nicht wundern: Diese Menschen haben auch alles, was wir in unserer Zivilisation so lieben ...

                                                   

2007 war Manaus / Amazonas Schauplatz der Daily Soap " Auf und davon " des deutschen Senders VOX. Hauptdarsteller war der deutsche Teenager Timo Müller. Hier wurden u.a. die oben beschriebenen Tucanos besucht.

Neben anderen realitätsfernen Szenen wurden im Film die Akteure jedoch von den Indios am Tupé in voller Federtracht empfangen, um im Anschluss die Gäste zu einem ihrer rituellen Tänze einzuladen. "... obwohl sonst keine Weissen an ihren Tänzen teilnehmen dürfen..." tönt dazu sensationsgierig der Kommentar.

Timo machte bei den Aktionen eher widerwillig mit, sein Gesicht sprach Bände. Konnte man die tatsächlichen Ähnlichkeiten mit einer traditionspflegenden oberbayerischen Trachtengruppe nicht wahrheitsgemäß darstellen? Der Quote wegen wohl nicht.

In Manaus gibt es das Museu do Índio, im Bezirk Centro, Rua Duque de Caxias, No.356. Dort kann man viel über die Historie der Amazonas-Indianer erfahren. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8:30 h - 11:30 h u. 14:00 h - 16:30 h; Samstags von 8:30 h - 11:30 h.

1847 versuchten sie den letzten großen Aufstand gegen die Weissen in Manaus. Die Bibiloteca Arthur Reis verfügt dazu über interessante Dokumente. (Eintritt kostenlos! )

Als in den 1990iger Jahren Gold im Gebiet der Yanomani-Indianer gefunden wurde, kam es erneut zu Übergriffen verbrecherischer Glücksritter gegen die Ureinwohner dieses Gebietes. Mit Hilfe des Militärs gelang schließlich die Vertreibung. Viele Flüsse im Stammesgebiet wurden bei der Goldsuche durch Quecksilber verseucht.

Heute kümmern sich die Yanomani selbst um den Verkauf des Edelmetalls von ihrem Land, Fremde werden dabei nicht geduldet. Nachdem auch die Goldsucher wieder Krankheiten und Kriminalität ins Land schleppten, wird Fremden ein Betreten des zum Gebiet gehörenden Nationalparks Pico da Neblina nicht mehr erlaubt.

Noch heute leben die Indios in uralten Organisationsformen. Meist sind es Tribus -Stämme- untergliedert in "Totems" Familien. Wissenschaftler sprechen von "Tribalismus".

Müssen Entscheidungen für die Gemeinschaft gefällt werden, geschieht dies auf Basis eines zu findenden Konsens. Der Rat der Ältesten, Häuptlinge oder die besten Jäger, aber auch reine Frauengruppen, gelegentlich das ganze Tribu setzen sich dabei zusammen und beraten manchmal tagelang. Auch in ritualen Visionen werden Antworten gefunden.

Man bespricht "Dinge, die noch nicht besprochen wurden", wie Indios sagen. Das soll heissen, wenn ein Konsens gefunden wurde, dann wird dieser nicht nochmal erörtert, sondern ist Gesetz.

                    Wohnhaus der Familie

Mehrheitsentscheidungen, die einen Teil der Gruppe benachteiligen, werden dabei vermieden, um das Tribu nicht zu spalten. Neubildungen von Tribus nach solchen Spaltungen sind in der Geschichte der Indianer jedoch ein häufiges Phänomen.

In einigen Tribus herrschte das Matriachat, die Frauen waren in der Überzahl und bestimmten so auch die Geschicke des Stammes. Die Ursache lag oft in Kriegen, bei denen manchmal alle Männer getötet wurden. Frauen und Kinder, die übrig blieben, versuchten an einem anderem Ort zu überleben. Zwangsläufig mussten sie dabei auch die Arbeiten der Männer übernehmen, bis wieder Jungen heranwuchsen. Nicht selbstgewählte Emanzipation sondern die Notwendigkeit bestimmte diese Lebensform.

Für ein Handeln im Sinne der modernen Selbstentfaltung der Frau befanden sich diese Menschen nicht auf der dafür erforderlichen Ebene, wenn man die Dinge im Sinne der Pyramide nach Maslow beurteilt.

Dort wo das Überleben nicht gesichert war, hatte keiner Zeit sich mit Selbstverwirklichung zu befassen. Besonders in körperlichen Auseinandersetzungen waren die Frauen naturgemäß unterlegen, wenngleich einige von ihnen herrvoragende Handwerkerinnen, gefürchtete Bogenschützinnen u.a. hervorbrachten.

Im Zusammenleben innerhalb der Partnerschaft war und ist es durchaus üblich, dass sich eine Frau von ihrem Mann trennt, wenn dieser nach ihrer Ansicht zu träge oder unfähig ist, die Familie zu ernähren. Ein fauler Jäger hatte einen schlechten Stand. Konnten Frauen keine Kinder gebären, so war es Männern möglich, eine zweite Frau zu wählen. So gestaltete sich auch die Versorgung nach dem Tod des Partners. Die von den Missionaren eingebrachte kirchliche Ehe- und Sexualmoral stand und steht dem natürlich entgegen und sorgte für Konfliktpotenzial.

Das Land und alles was sich darin natürlich befindet sind Gemeineigentum des Tribus. Jedes Stammesmitglied erledigt seine zugewiesene Aufgabe, für die es nach Ansicht aller am besten geeignet ist. In Alter Zeit brauchten die Stämme keine übergeordneten Strukturen, wie Regierung, Jusitz und Polizei. Heute sieht das anders aus, immer wieder fahren Mitglieder einiger Tribus zu Verhandlungen in die Hauptstädte. Sie sind eben auch Staatsbürger Brasiliens.

Der Mond spielt in der Anschauung der Indianer eine größere Rolle wie die Sonne. In Amazonas gilt als oberste Göttin vieler Stämme die Mae de Agua "Mutter des Wassers", meist in Gestalt der Riesenschlange Anaconda, aber auch im Wesen der Seekuh Manatee.

                                 

Federschmuck - Cocar - genannt, ist auch bei Amazonas-Indianern Bestandteil der Kultur. Wichtigste Farben sind dabei Grün, Rot und Gelb:

Grün bedeutet dabei Leben, Schutz des Hauses und der Seele, diese Farbe begleitet nach dem Tod auf dem Weg in die Überwelt.

Rote Federn schmücken die Bereiche der Männer, sie selbst und verleihen damit dem Jäger und Krieger Kraft, sind auch Symbol sexueller Potenz und in Häusern Ausdruck von Reichtum.

Gelbe schmücken den Bereich der Frauen, symbolisieren bedeutende Personen in den Häusern und verzieren dazu die Körper der Ehemänner und Söhne.

 

Anders als unter den Einwanderern, wo er als verschlagen und hinterhältig gilt, wird der Onςa (Jaguar) bei den Ureinwohnern als intelligenter, kraftvoller Jäger hoch verehrt.

Im portugiesischen bedeutet daher "Freund des Jaguars" ("Amigo da Onςa"): Falscher Freund. Bei Indios ist der Freund/in des Jaguars ein besonders angesehenes Stammesmitglied, dass bei einer Begegnung mit dem Tier nicht von diesem angegriffen wurde und damit über besondere spirituelle Kräfte/Macht verfügt. So geadelte Tribuangehörige tätowieren oder malen sich die Flecken des Jaguarfells gern und voller Stolz auf ihre Körper.

Sagenwelt und Mythen: Die Mythische Welt der Indianer ist nahezu unüberschaubar.

Die Mythische Welt der Indianer ist nahezu unüberschaubar. Als "böser Geist" agiert "Vantu", eine Gestalt ähnlich den in Europas Sagenwelt bekannten bösen Zauberern. Während die Mutter des Wasseres alles Leben beschützt, so ist der zwergenhafte, böse Vantu immer aufgelegt, ein Leben zu fordern.

Vantu erscheint den Indios nachts in verschiedener Gestalt und führt den Jäger in die Irre. Aber es gibt eine Möglichkeit ihn zu täuschen: Der aufmerksame Jäger legt alle Stunde ein Geflecht aus Zweigen auf den Boden, denn Vantu ist sehr vespielt und beschäftigt sich dann mit dem flechten der Zweige und vergisst, sein Opfer in die Irre zu leiten ...

Der Flussdelfin (Boto) hat die Gabe, sich in einen wunderschönen Jüngling oder in eine Jungfrau zu verwandeln, der Mann / Frau unmöglich widerstehen kann. Wird dann der/die "treulose" am nächsten Morgen weitab der Hütte schlafend und ausgelaugt wiedergefunden, dann kann er also eigentlich nichts wirklich dafür, er ist eben dem Delfin verfallen. So die Legenden ...

Gewalt war zu Lösung von Konflikten unter den indigenen Völkern schon immer weit verbreitet. Krieger waren die angesehensten Mitglieder der Gruppe, Rituale zur Initation, also zum Übergang des Jungen zum Mann waren schmerzvoll.

Dem Jungen wurde bei den Tukanos zum Beispiel ein Handschuh übergezogen, in den hunderte Ameisen gegeben wurden. Den beissenden Schmerz musste er lang und ohne Leid zu zeigen ertragen.

Bei den Yanomani wurden Leute mit anderen Wertvorstellungen aus unserer Sicht gnadenlos beurteilt: ein Häuptling äußerte in den 60iger Jahren zu einem Fernsehteam, gefragt nach anderen Eigentumsstrukturen: " ... wer so denkt ... den hätten wir für verrückt erklärt, ausgelacht und getötet! ... " Ein kriegerisches Tribu nannte sich selbst "Wai-ki" (Totmacher)".

Ruhm erntete, wer viele Feinde getötet hatte. Ihre Schädel wurden auf die Zäune der Siedlungen gespießt. Einen "Feind" zu erschlagen, galt als durchaus akzeptable Lösung. Zum Feind wurden andere Stämme, welche sich im Gebiet aufhielten, sonstige Fremde, Forscher, Diebe, Ehebrecher - es gab die verschiedensten Anlässe, dazu erklärt zu werden. Gleichwohl gab es überaus friedliebende Tribus, die deshalb aber auch vielfach Opfer zu beklagen hatten.

Behinderte wurden innerhalb der Gemeinschaft in manchen Tribus gut integriert, in anderen auch verstossen oder gleich umgebracht. Man erkannte, dass Menschen, die eine Fähigkeit wie das Sehen nicht hatten, andere Sinne dafür um so besser ausprägten. Dies konnte für die Gruppe von Nutzen sein. Behinderungen entstanden im Glauben der Urvölker durch Zauber oder Kontakt der Mütter mit bösen Wesen. Damit erklären sich die Morde an Behinderten.

                                     

Es gibt heute verschiedene Festivals indianscher Folklore, u.a. haben beim BOI-BUMBA in Parintins Indio-Traditionen besonderen Einfluss. BOI-BUMBA selbst hat jedoch keinen indigenen Ursprung, denn Büffel kamen erst mit den Einwanderern nach Südamerika.

Einmal jährlich treffen sich die Indianer Amazoniens, um auf ihre Existenz aufmerksam zu machen und ihre gegenseitige Verbundenheit auszudrücken. Bei dieser Gelegenheit wird ein Wettkampf der besonderen Art veranstaltet: Die Spiele vom Amazonas.

Jedes Jahr werden in Amazonien mit der Entzündung einer Flamme die Spiele der indigenen Völker, die so genannten Indianischen Spiele, eröffnet. Ca. 800 Sportler aus über 30 Ethnien treten dabei gegeneinander an.

Die Wettkampfdisziplinen wie Bogenschießen, Einbaumrennen und Lanzenwurf beruhen auf indianischen Traditionen und bieten den Indios die Chance, den Reichtum der Kultur ihrer Ahnen zur Geltung zu bringen.

Ein interessantes Phänomen prägt die Kultur des Tribus der Suruha oder auch Zuruahá / Zuruwaha: Der auch als "Selbstmordvolk" bekannte Stamm, reagiert auf nahezu jedes Missgeschick mit einem Suizidversuch. Dazu benutzen sie ein Naturgift (Cunahá), das nicht besonders stark wirkt, so dass es meist beim Versuch bleibt. Allerdings wird er vielfach jährlich wiederholt. Weltweit beschäftigten sich schon Psychologen mit diesem Tribu und dem Phänomen des sog. Multiplen Suizids.

1990 besuchte der Deutsche Völkerkundler Werner Hammer als einer der ersten Besucher das kleine, nur etwa 130 Personen zählende Volk am südlichen Ufer des Rio Tapaua. Und tatsächlich findet man nur wenige ältere Stammesmitglieder, viele begingen bereits den Suizid, um durch die Selbsttötung den Weg zu ihren Ahnen zu suchen. 2005 drehte der Bayerische Rundfunk vor Ort eine Reportage über diese Menschen.

Interessante Thesen, warum es gerade Europäer waren, die nach Amerika kamen und die dortigen Völker versklavten und es nicht andersherum gekommen ist, liefert Jared Diamonds in seinem Buch "Guns, Germs und Steel" (in Deutsch erschienen unter dem Titel "Arm und Reich"). Er bezeichnet neben der Geografie die Gewehre, Viren und den Stahl als treibende Kräfte der vom alten Europa ausgehenden Kolonisation.

                                   Nachbau des Wustmann-Camps

Der bereits verstorbene Völkerkundler und Populärwissenschaftler Erich Wustmann besuchte ab 1955 verschiedene Stämme und dokumentierte deren Leben mit der Kamera. Einige seiner Exponate sollen in Zukunft in einer eigenen Ausstellung im sächsischen Bad Schandau, seiner Heimatstadt, ausgestellt werden.

NAMEN INDIANISCHER TRIBUS IN AMAZONAS

Zum Abschluss noch ein paar Bezeichnungen und Personennamen indigener Stämme, auch aus dem Tupi (einer von altersher existenten, überregionalen Sprache, -einer Art Indianer-Esperanto):

LISTE INDIANISCHER NAMEN