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Arbeiten in Amazonas

Die Arbeitswelt in Brasilien ist - trotz aller Globalisierung - eine grundsätzlich andere als in Europa, besonders im Vergleich zu Deutschland. Dabei gilt der Norden, auch Manaus, im Landesvergleich als rückständig und arm.

 Die vergleichsweise enorm hohen Löhne in Europa werden allerdings mittlerweile fast vollständig von den Lebenshaltungskosten aufgefressen. Eine besondere Rolle spielt die Energie. Im warmen Klima Amazoniens kann man so gewaltig Geld sparen. Angefangen über die Isolation der Häuser, Heizung, Warmwasser bis zu Einsparungen der Winterbekleidung.

Trotzdem erscheint gerade Deutschland mit seinen Feiertagen, dem Urlaubsanspruch, drei Tagen Krank ohne Schein, Elterngeld usw. für Fremde als ein Arbeitnehmerparadies.

Der wichtigste Unterschied ist in den Brasilianern selbst zu finden:

Arbeit wird in der Hauptsache als Notwendigkeit angesehen, um zu überleben. Kaum jemand lebt um zu arbeiten. Während besonders deutschsprachige Europäer dafür bekannt sind, rational zu entscheiden, leben Brasilianer aus dem Herzen. In der Arbeitswelt legen sie grössten Wert auf ein gutes, freundliches Arbeitsklima.

Mir sind meine brasilianischen Landsleute die liebsten der Welt - ein Weltmarktökonom und BWL-Experte sieht das sicher anders..

Es gibt in Brasilien allgemein riesige Lohnunterschiede: Männer bekommen wesentlich mehr wie Frauen, Schwarze weniger wie Mischlinge und Weisse immer noch die besten Gehälter. Dies ist ein offenes Geheimnis. Offizielle Angestellte und Arbeiter bekommen in Amazonas etwa zwischen umgerechnet 180,00 und 1000,00 Euro netto monatlich, in Vollzeit, je nach Stellung. Tagelöhner und Gelegenheitsarbeiter müssen dagegen oft mit einem wahren Hungerlohn auskommen.

Wer gut verhandelt, besondere Fähigkeiten und Kontakte besitzt, für den sind Löhne über 3000,00 Euro möglich, nach oben gibt es keine Grenzen. Steuern und Abgaben rechnen sich nach festen Sätzen, abgerechnet wird über die CPF, die Steuernummer. Unter dem Strich fällt natürlich der Steuersatz viel geringer als in Deutschland aus. Selbstständige mit wirklich guten Ideen können richtig reich werden. Natürlich gehören Imbiss- Restaurant- und Ladeneröffner, Touristenführer oder Pensionsbetreiber normalerweise nicht dazu.

Generell kann man sagen: Wer es in Europa nicht schafft gut zu existieren, der hat hier keine Chance, ausser der Möglichkeit, tatsächlich abzustürzen.

Brauchbare Alternativen bieten sich für jene, die mit Frührente oder anderem Kapital kommen, welches sie auch ohne Arbeit zumindest über Wasser halten würde. Hier bieten sich auch Chancen für Experimente. Dazu kann ich nur raten!

Wer im Stande ist, ein Unternehmen des produzierenden Gewerbes aufzubauen, kann auf ein Heer an motivierten, qualifizierten Arbeitswilligen bauen. Die Zollfrei-Zone tut ein Übriges. Weltmarktgeeignete Führungskräfe zu finden ist schon schwieriger.

In einem normalen Einzelhandelsgeschäft ist in etwa das fünffache Personal wie in Deutschland beschäftigt. Niedrige Löhne ermöglichen dies und es hält die Arbeitslosenquote gering. Für die Kunden ist es überdies sehr angenehm.

Besonders die fehlende moderne IT-Infrastruktur wird als störend empfunden. Banda Larga - das Breitbandinternet, auf das in Deutschland Millionen Haushalte zugreifen, ist nur im Süden Brasiliens wirklich verbreitet. Im Norden leisten sich nur wenige Firmen den teuren Service.

Wem die deutsche Bürokratie zuviel ist, der sollte die brasilianische kennenlernen! Hier kann man noch wirklich verzweifeln. Unbeschreiblich und nur selbst zu erleben, um es zu glauben.

Über die gesetzlichen Bedingungen zur Einwanderung kann sich jeder aktuell über die brasilianische Botschaft informieren.

Die besten Chancen "auf die Füsse" zu kommen nach einer Einwanderung, hat wohl derjenige, welcher in eine einheimische Familie einheiratet. Hier hat man die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und nicht blind in Fehler zu laufen. Vieles funktioniert in Amazonas, ohne dass der Aussenstehende das Wie und Warum jemals begreift. Generationen von Einwanderern sind daran schon gescheitert.

Europäer, welche nicht von ihrer Mentalität abrücken wollen, muss man fragen, was sie hier wollen. Sie werden es immer schwer haben und eines Tages zurückgehen. Wer aber Willens und fähig ist, sich auf die Lebensweise am Amazonas einzustellen und darüber seine Erfahrungen aus der alten Welt nicht vergisst, kann sich ein wundervolles Leben aufbauen.

Wer ein Angebot von einer Autowerkstatt erhält kann hier:

                       Moderne Autowerkstatt in Manaus, Zone Ost

 

oder auch hier angestellt werden:

                      Reifenschnellreparierer

In letzterer Firma wird auch mal bei fliessendem Verkehr und laufendem Motor auf der Strasse gearbeitet.

Ein Bauleiter oder ein Arbeiter, der einen Job erhält, kann mit solchen Gerüsten konfontiert werden:

                       Arbeisschutz?

 

oder mit einfacher Bauweise wie hier:

                                   Einfaches Holzgerüst

 

Da genügend Personal vorrätig ist hat Handarbeit noch Konjunktur:

                                  Handarbeit auf dem Bau

Ein Chef wird als solcher aktzeptiert und geniesst Autorität. Sollte er aber seine Angestellten besonders verbal schikanieren, so kündigen viele spontan, auch wenn sie keine Aussicht auf eine andere Beschäftigung haben. Überhaupt wird schnell gekündigt, ohne sich vorher um eine Alternative zu kümmern.

In brasilianischen Firmen herrschen relativ strenge Hirachien. Auf gepflegte Kleidung wird schon immer besonderer Wert gelegt. Viele Mitarbeiter tragen selbst in der Freizeit gern ihre Firmen-T-Shirts, um ihre Zugehörigkeit und ihren Stolz auszudrücken.

Wer aus der Schweiz, Deutschland oder Österreich kommt, hat einen unglaublichen Bonus. Die Leute werden alles positive, was ein Mensch mit dieser Herkunft macht, mit der jahrtausende alten Geschichte Europas begründen. "Was, euer Dach ist jetzt dicht und Euer Abwasser läuft problemlos ab? - Ach so, da hat euch der Deutsche geholfen, das ist dann kein Wunder" So und ähnlich habe ich es immer wieder gehört. Man bekennt ungern eigene Fehler, sondern sucht einfache Erklärungen. " Eine Frau sagte einmal: " Ich brauche einen Deutschen für mein Leben, dann ist alles gut organisiert. Aber für den Spass hätte ich schon gern einen Brasilianer."

                         Oberirdische Leitungen sind in Amazonas normal

"Ihr hattet schon grosse Städte, da war hier noch nichts anderes als von Indios bewohnter Urwald - natürlich sind unsere Städte schmutzig und verfallen, ihr hattet tausend Jahre Zeit zum lernen ... " - so sagt es mein Schwager wörtlich. Dabei sieht er nicht, dass Manaus einst zu den vorbildlichen Metropolen der Welt gehörte, mit Bebauungsplan, Kanalisation und Tram. Nach dem Weggang vieler Europäer verfiel die Stadt - Begründung siehe oben ... 

                     Normales Stadtviertel von Manaus (Aleixo)

Heute zählen vorallem plakative Aktionen, man baute die Brücke über den Rio Negro, eine Brücke quasi ins Nichts, es wurden medienwirksam Bordsteine für Behinderte abgesenkt, obwohl sie ohnehin nicht auf den löchrigen und teils verbauten Gehwegen mit Rollstühlen fahren können.

Ein Betrunkener brachte es einmal auf den Punkt: " Brasilien ist Freiheit - mit allen Konsequenzen.

Gewerkschaften sind schwach und anders als in Deutschland mit den Tarifen der IG Metall im Rücken, kann ein Fabrikarbeiter in Manaus zwar leben, aber von Luxus wie Reisen nach Europa,  Auto usw. ist keine Spur. Der Samstag ist ein regulärer Arbeitstag.

                   

Jede Verkäuferin ist froh um ihren Job, aber das Geld reicht auch nur für ein bescheidenes Leben. Genauso geht es den Angestellten im öffentlichen Dienst. Besser haben es Beamte, besonders seit die Polizeigehälter zum Teil fast auf europäisches Niveau angehoben wurden.

                     Werbung für Arbeitsschutz

Ein Deutscher, der in Manaus einen hochqualifizierten Job annimmt oder gar von seiner heimatlichen Firma entsandt wurde kann sich glücklich schätzen. Er wird hier schnell zur Oberschicht gehören. Seine Kollegen werden gern auf ihn hören, denn das Urteil eines Deutschen wird geschätzt. Oft reichen  schon Englischkenntnisse aus, denn kaum einer der Umworbenen spricht portugiesisch.

Besonders geschätzt ist eben die Fähigkeit zur hocheffizienten Arbeitsorganisation, sachliche Herangehensweise und die Konzentration auf das Wesentliche.

Jedem in Brasilien ist bekannt, dass die Ausbildung in Europa eine andere ist, man ist erstaunt, dass selbst ein Friseur 3 Jahre lernen muss und noch immer kein Meister ist. Viele Qualifikationen werden in Brasilien mit einfachen Kursen abgedeckt.

                        Friseure locken mit Billigangeboten

Insbesondere in Banken wundert sich der Europäer immer wieder, was die vielen Schalterangestellten, welche alle offenbar fortwährend arbeiten, eigentlich tun. Wer in einer deutschen Bank etwas zu erledigen hat, geht einfach zu einer der wenigen Bediensteten und in ein paar Minuten ist er wieder raus. In Manaus zieht man eine Nummer und wartet länger als auf einem deutschen Arbeitsamt - um letztlich umgerechnet vielleicht eine am Ende nutzlose Unterschrift zu bekommen. Hier liegt das Problem in  Organisaton und Effizienz.

                                    Edle Läden für den der es sich leisten kann

Anders als früher drängen immer mehr hochqualifizierte junge Einheimische auf den Arbeitsmarkt. Sie haben oft auch Auslandserfahrung in Europa und den USA. Diese Leute bemühen sich um einen Hochschulabschluss und die Eltern tun alles Mögliche dafür. Auch Englisch als Fremdsprache ist bei der jungen Generation normal. Viele besuchen nach ihrer Arbeit noch entsprechende Kurse.

                                     Baumarkt in Manaus

Wer sich mit einem kleinen Laden, Restaurant oder ähnlichem selbstständig machen will, muss sich im Klaren sein, dass sehr viel Arbeit wartet bei geringem Lohn. Es gibt noch keine breite Mittelschicht, die sich im Wohlstand sonnen kann. Die Unterschicht ist gewaltig und eine kleine Oberschicht verdient wirklich Geld. Gleichwohl hat es die Regierung geschafft, 15 Millionen Bürger aus der Armut in die Mittelschicht zu holen, was in erster Linie einer besseren Ausbildung geschuldet ist. Das Geld dafür wurde mit dem Verkauf von Rohstoffen, vorallem Oel und Erz, verdient.

                         Kleinhändler im Busterminal

Der monatliche Mindestlohn beträgt in Amazonas zur Zeit umgerechnet ca. 170.- Euro. Davon kann man aber bei der derzeitigen Preissituation auch wirklich nur überleben. Das deutsche Harz IV - System ist in Brasilien ein vergleichbarer Luxus.  "Was - ohne Arbeit wird vom Staat eine Wohnung, Essen, Krankenversicherung und anderes einfach bezahlt? Wahnsinn - ich möchte nach Deutschland! " sagt mir ein Mann auf der Strasse kopfschüttelnd. Obwohl ich ihn darauf hinweise, dass man davon in Deutschland keineswegs wirklich gut leben kann, verweist er nur auf die Favelas und arme Landarbeiter in Lehmhütten und meint: "Das ist wirklich schlechtes Leben."

                           Armensiedlung in Manaus

Er hat Recht - im Norden Brasiliens sind die Preise höher wie z.B. in Sao Paulo. Milch und viele andere Produkte kosten nicht wirklich weniger als in Europa. Nur wenn man die vielen Kleinhändler, Kneipen und alles im Zusammenhang sieht, kommt man auf Lebenshaltungskosten von etwa einem Drittel. Den Hauptanteil haben  dabei die geringeren Energiekosten und relativ günstigen Kaufpreisen für einfache Häuschen. Dafür wohnt man aber auch teilweise in Gegenden, in die man in Europa nicht freiwillig zu Besuch käme.

 Mieten sind vergleichsweise hoch. In guten Häusern, mit Security, Pool, Tennisplatz usw. zahlt man umgerechnet ab 750.- Euro für 100 m², in den beschriebenen einfachen Vierteln aber auch schon mal 200.- Euro für 30 qm. Die meisten Leute verfügen über Wohneigentum. Ein einfachstes Haus aus Stein in einer schlechten Gegend kostet etwa 6000,00 Euro, anderswo liegen die Preise ab 30.000,00 Euro steil aufwärts.

 In den angesagten Clubs und Diskotheken herrscht ebenfalls durchaus deutsches Preisniveau. Brasilien kennt aber kein Harz IV. Die staatlichen Hilfen sind zum Sterben gerade zuviel, aber zum Leben zuwenig. Daran ändert die kostenlose medizinische Grundversorgung wenig.

                                     In der Residenz zahlt man fast europäische Mieten

Für den, der sich aber dazuhält, wer fleissig ist und Ideen mitbringt, für den der tatsächlich willig ist etwas zu tun, dem öffnen sich anders als in Deutschland die Türen auch zu einem Luxusleben. Jedoch muss sich der Auswanderer tatsächlich Gedanken um seine Zukunft im Alter machen. Trotzdem keine Sorge: Eine tägliche Vollzeit- Haushaltshilfe und Kinderbetreuung "Diarista" gehört in vielen brasilianischen Haushalten zum Standart. Kosten in Manaus: ab 150.- Euro monatlich, Kost und Logies frei!

                        Teure Wohngegend - Ponta Negra

In Brasilien haben sich im Laufe der Zeit Strukturen entwickelt, in denen jeder Bürger irgendwie um die Runden kommen kann. Mangels IHK gibt es Friseure ab 3,00 Euro, Autowerkstätten die auch den grössten Schrott für ein Taschengeld noch fahrbar machen, Bierpreise in Gaststätten ab 0,60 Cent für die Halbe. Auch die Preise für Grundnahrungsmittel schwanken gewaltig, je nach Laden.

Einen vergnüglichen Samstagabend mit der ganzen Familie bei Live-Musik und Pizzaessen mit Getänken kann man um 15,00 Euro leicht haben. In anderen Restaurants sind 100,00 Euro schnell weg ... Und dabei handelt es sich noch nicht um Edel-Restaurants!

Wer im Tourismus einsteigen will, sollte sich mit seinen Angeboten an Leuten aus Sao Paulo, Europa oder Nordamerika orientieren. Sonst reichen die Einnahmen nur für ein kärgliches Dasein, welches auch die Wärme nicht schöner macht. Der Markt ist zudem übersättigt.

                                      Öffentliches Telefon in Manaus

Besonders deutsche Handwerker und Ingenieure werden sich am Anfang mit haasträubenden Konstruktionen herumschlagen müssen. Funktion geht in Brasilien vor Sicherheit, Improvisieren wird oft mangels Geld einfach notwendig. Egal ob Elektrik, Gas- Wasser oder anderes. So werden Wasserrohre einfach heiss gebogen und im Anschluss beklagt sich jeder über den schlechten Abfluss ...

                          Rohverlegung durch Biegen ist typisch

Wer aber all dies als Herausforderung sieht und auch bereit ist, einmal viele der oft übersensiblen europäischen Vorschriften in Frage zu stellen, der wird hier in Amazonas glücklich - so wie ich.